(27.7. - 10.8.)
Die Reise geht los nach Togo mit Verabschiedung wie üblich in der bye-bye Bar des Flughafens Kloten. Über Bruxelles geht es nach Lomé mit Bruxelles Air. Die Reise ist problemlos und ohne Kofferverlust.
Leider werden drei Koffer am Flughafen Lomé beschlagnahmt. Darin ist unser Operationsmaterial. Das heisst, das Spendenmaterial soll zusätzlich verzollt werden, was nicht zu verstehen ist. Schliesslich erfolgt die Freigabe der drei Koffer durch unsere Verbindungen bis hinein in die Regierung. Das nächste Mal wird es einfacher, da wir als anerkannte togolesische Stiftung vereinfachten Zugang haben.
Das Haus von Père Théo ist in gutem Zustand, sodass wir wie geplant übernachten können. Die Ratten und sonstiges Ungeziefer sind verschwunden und alles ist viel besser eingerichtet. Diese Lokalität ist der akkreditierte Stiftungssitz in Togo.
Père Théo ist glücklich, dass wir im Stiftungssitz übernachten. Leider ist die Distanz zum Spital grösser. Der Autobus hilft, hat aber seine Probleme. Doch dazu später.
Am Sonntag (28.7.) wird alles im Spital eingerichtet für die Operationen am Montag. Sogar die drei Koffer werden problemlos an uns mit Entschuldigung herausgegeben. Und vor allem ohne weitere Verzollung!
Der geschenkte und unglaublich lange Container ist neben dem Spital auf einem Betonsockel parkiert. Ein gut gemachter Betonsockel. Dieser ist unser erstes gemeinsames Bauprojekt mit den Togolesen.
Er musste erstellt werden, da der schwere Container sonst im sandigen Boden versinkt. 120cm dicker Beton mit 60 cm über dem Boden und 60 cm im Boden.
Da die Lastenheber die ganze Last des gefüllten Containers nicht tragen konnten, musste dieser zuerst ausgeladen, auf den Beton gestellt und wieder beladen werden. Eine grosse Arbeit, welche die Togolesen unter der Führung von Spitaldirektor Prosper Bomboma hervorragend erledigten.
Am Montag (29.7.) können wir genau beginnen und viele Operationen machen. Dr.med. Sromicki operiert vor allem mit dem Team, währenddessen das Architekten-Team mit Uta Junghardt und Beatrice Stocker eine erste Sitzung macht im Spital mit Projektvorstellung und Fragenklärung. Interessiert sind der Spitaldirektor und der Bürgermeister. Mittags schliesslich die Fahrt mit unserem Architekten Komi Avénunye Adegnon zu einem guten Schreiner nach Lomé. Ebenso zu einem Elektriker für Solarpaneels.
Alle Sitzungen sind sehr anstrengend und bringen uns ebenso zum Schwitzen wie das ausgefallene air conditioning im Operationssaal.
Schliesslich immer mehr Operationen und zielgerichtetes Arbeiten. Das air conditioning fällt immer wieder aus und Schwitzen ist angesagt. Auch Erkältung und Grippe quälen uns.
Währenddessen besucht das Architektenteam ein Spital in Richtung Kara in zirka fünf Stunden Autofahrt hin und zurück. Die Solarpaneels sind dort sehr gut gemacht und der Elektriker in Lomé kann stolz sein. Ein gutes Vorzeigeobjekt für das künftige Spital in Vogan.
Am Mittwoch die Sitzung mit der Versicherung Sanlam in Lomé. Ohne Bauherrenversicherung geht es nicht. Dann der Höhepunkt in Lomé mit dem Gesundheitsminister Prof. Moustafa Mijiyawa: Nach langerjähriger Arbeit wird der Zusammenarbeitsvertrag zwischen der Stiftung und dem togolesischen Staat unterschrieben. Und das innert 10 Minuten!
Dann die Musterbesichtigung für den Bau mit dem Architekten Adegnon. Er weiss genau, was qualitativ gut ist und kann uns gut und geduldig beraten.
Unser Team operiert perfekt und ohne Stress. Leider sind zwei aus dem Team so richtig erkrankt mit Grippesymptomen. Trotzdem wird gute Arbeit geleistet, wenn diese auch sehr ermüdend ist. Mittags dann eine Sitzung im Spital Vogan (CHP = Centre Hospitalier Préféctorale) zur Information des zukünftigen Spitalbaus. Die beiden Architekten Uta Junghardt und Komi Adegnon mit seinen Spezialisten stellen alles vor.
Schliesslich bis am Freitag weiter Operationen und wir erreichen schon die magische Zahl 50. Die Anzahl Operationen ist nicht primär wichtig. Besser ist es, ein Anstoss (une Impulsion) zu sein für das Projekt. Viele arme Patienten werden operiert, aber auch reichere Leute, um den Zugang zu den Armen zu ermöglichen. Der Präsident von Togo (Faure Gnassingbe) schickt persönlich einen Patienten zur Operation, was zeigt, dass in der obersten „Liga“ unsere Arbeit angekommen ist und geschätzt wird.
Der grösste Woodoo-Markt in Westafrika läutet das Wochenende ein. Leider quälen uns mühsame Grippesymptome mit Husten. Diejenigen, die nicht krank sind, liegen wegen der Hustenden nachts wach im Bett.
Hier in Afrika kann einfaches zu einem Problem werden: Zum Beispiel brauchen wir destilliertes Wasser für das Sterilisationsgerät. Davon ist nicht genug vorhanden. Die Spitalapotheke kann keines mehr herstellen, da das Gerät defekt ist.
Mitbringen von destilliertem Wasser aus der Schweiz ist schwer vom Gewicht her und kostet: Es braucht etwa 20 Fünfliterkanister, und das geht nur mit einem Container.
Ein neues Gerät zur Herstellung von destilliertem Wasser für den Heimgebrauch kostet zirka 150 SFr. Ist also erschwinglich! Fehlt nur irgendwo ein kleines Medikament oder Gerät, so müssen wir erfinderisch sein und dieses ersetzen.
Unser Bus fährt erfolgreich - doch auch dort: Vor jeder Abfahrt muss die Batterie im Motor angehängt und dann kann das Auto erst mit der Fernbedienung geöffnet werden. Die Motorhaube darf nicht geschlossen werden, da der Griff zu deren Öffnung abgebrochen ist. Also fahren wir mit offener Motorhaube und kleben diese fest. Dazu kommt, dass das Motorenöl unten ausläuft und vor jeder Abfahrt aufgefüllt werden muss. Vergessen habe ich zu sagen, dass beim Einstellen des Autos, die Batterie abgehängt werden muss, ansonsten läuft die Ventilation wegen eines defekten Kondensators, und dann ist die Batterie am nächsten Morgen leer, und das Auto kann nicht gestartet werden. Bevor die Batterie jedoch abgehängt wird, muss das Auto mit der Fernsteuerung geschlossen werden, sonst funktioniert diese nicht …Und so weiter! Alles hier in Afrika ist schwierig, lässt sich jedoch mit etwas Geduld lösen. Und das ist der Reichtum Afrikas: Die Zeit!
Leider können mehrere Kinder nicht operieret werden, da die Anästhesie besser ausgerüstet werden muss. Somit muss gerade auch für Kinder das Risiko maximal reduziert werden.
Sobald der Spitalbau in Vogan steht (Spatenstich November 2024) haben wir bessere Möglichkeiten und bitten die Kinder hier um etwas Geduld. Es geht um Sicherheit!
Die zweite Hälfte geht schnell vorbei. Leider ist das Team grippeartig erkrankt. Die wechselnde Kälte und Wärme im Operationssaal setzen uns zu.
Dazu kommt die eher enge „Operationskammer“. Operationskammer deshalb, weil wir auf engstem Raum zusammenarbeiten. Zum Glück geht es weiter mit dem Spitalbau. Damit werden sich mehr Möglichkeiten ergeben.
Nebst der Raumkühlung, die nicht funktioniert, steigt immer mal wieder der Strom aus und es riecht nach verbranntem Elektrokabel. Schliesslich gibt es auch kein Wasser mehr, da dieses zentral in Vogan abgeschaltet werden muss für Reparaturarbeiten. Zum Glück kann das Wasser aus der Tiefe gepumpt werden für unseren Operationsbedarf. Das Inventar beschäftigt uns immer mehr mit der Erstellung einer Liste des noch vorhandenen Materials. Damit können wir abschätzen, was das nächste Team braucht.
Alle Rechnungen werden beglichen: Für den Container, die Übernachtungen, das Essen und so weiter. So sind wir bereit für die Rückfahrt. Eine grosse Unterstützung erhalten wir von der Premierministerin. Vielen Dank!
Über 100 Leuten konnte in diesen zwei Wochen geholfen werden. Alle Operationen wurden durchgeführt zum Wohle der Bevölkerung. Für uns ist nicht die Anzahl der Operationen ausschlaggebend, sondern die Unterstützung und stete Präsenz. Schliesslich haben wir uns gesundheitlich fast erholt. Gespannt sind wir wie die Heimreise gelingt, wie der Bus zum Flughafen fährt, ob er ihn überhaupt erreicht und ob da kein Container plötzlich auf die Strasse fällt und uns den Weg versperrt.
Wir freuen uns auf zu Hause!
Vor dem Abflug nach Lomé im Flughafen Kloten.
Das Team vor dem Container, welcher auf dem neuen Beton-Sockel steht.
Die Unterschrift mit dem Minister und die beiden Architekten Uta Junghardt und Komi Adegnon.
Unser Team ist bereit
Das Team arbeitet
Starke Katarakt am rechten Auge
Carmen Wedele mit dem frisch operierten Patienten.